Heinrich Christoph Fricke gründete im Jahr 1877 eine eigene Schlosserwerkstatt in Bielefeld. Schon bald kam eine Maschinenbauanstalt hinzu, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Zu der Zeit wurde der Straßenbau stark gefördert. Dies veranlasste Fricke die ersten Dampfstraßenwalzen aus England zu beschaffen. Dieser Anschaffung folgten noch viele weitere und die Straßenbausparte war bis zuletzt die erfolgreichste für Fricke. Nicht nur zum Bielefelder Straßenbau trug Fricke maßgeblich bei, auch bekam er den Auftrag die Rohrleitungen für die neu errichteten Wasserwerke zu legen und die Stahlkonstruktionen des Bielefelder und Gütersloher Güterbahnhof zu bauen. 1890 wurde aus den Ideen des Mitarbeiters Kuxmann der Kettendüngerstreuer Westfalia entwickelt und 1892 fertiggestellt. Dies motivierte Fricke neben Transportgeräten und Stahlbau auch landwirtschaftliche Maschinen herzustellen. Kuxmann baute allerdings 1895 seine eigene Firma auf und nahm sein Patent mit. Nach Jahren der Streitereien mit Kuxmann durfte Fricke nun keine Kettenstreuer mehr herstellen. Ab 1905, als die besagten Patente abgelaufen waren, baute Fricke auch wieder Kettenstreuer.
Fortan konzentrierte man sich auf die Bekämpfung von Schädlingen in der Landwirtschaft und entwickelte 1903 eine Feldspritze namens „Hederichtod“ – eine Konstruktion, die Grundlage für die modernen Spritzen von heute ist. Die Nachfrage nach Düngerstreuern und Feldspritzen stieg stetig und bescherte dem Unternehmen großes Wachstum, bis der Erste Weltkrieg die Fertigung der landwirtschaftlichen Geräte stark hemmte. 1921 brach ein Großfeuer aus, das nicht nur für großen Brandschaden, sondern auch für Schwierigkeiten bei der fristgerechten Auslieferung der bestellten Maschinen sorgte.
Nachdem die ersten Gebäude wieder aufgebaut waren, machte sich die Inflation bemerkbar, die stark am Gefüge der Firma rüttelte. Jedoch gelang es in dieser Zeit, mit der Entwicklung des später so erfolgreichen Rübenschneiders zu beginnen, der das Unternehmen fortan stärkte. Zu dieser Fabrikation kam kurz darauf der Rübenschneider mit Trockenreinigung hinzu. Auch diese Maschine war sehr erfolgreich und wurde mit der bronzenen Preismünze ausgezeichnet. In den Jahren wurde auch die alte Feldspritze den Bedürfnissen der modernen Landwirte entsprechend angepasst und die ersten Karren- und Motorspritzen entwickelt, die auch wiederum auf großen Anklang stießen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden 80 % der Fricke Anlagen zerstört. Der Wiederaufbau verlief dank der hohen Auftragslage der Gespannspritzen sehr schnell und ohne fremde Hilfe. Zur Schädlingsbekämpfung wurde um 1950 eine Hochdruckpumpe entwickelt, die es in der Zeit in Deutschland noch nicht gegeben hat. Diese Hochdruckpumpe war in Deutschland, in Europa und sogar in Übersee sehr beliebt. Dafür bekam Erich Fislake, damaliger Geschäftsführer und entfernter Nachfahre von Heinrich Christoph Fricke, großes Ansehen, einige Preise und wurde sogar in den beratenden Beirat des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten berufen.
1970 wurde die Fabrik an die Firma Miele verkauft, die sich schon viele Jahre um das Gelände bemühte. Die Produktion wurde eingestellt, denn es gab in der Familie Fricke keinen Nachfolger.